Digital Leadership in Zeiten von Corona
Kapitel 5: Mindful Leadership (Achtsame Führung)

Kapitel 5: „Digital - Leadership“ in Zeiten von Corona
„Mindful Leadership“ (Achtsame Führung) – Teil 2
Grundlegendes
Achtsamkeit („mindfulness“) beschreibt die Haltung, ganz „da zu sein“, eine Situation wahrzunehmen, ohne sich vorschnell und unreflektiert zu bewertenden Interpretationen und damit auch Reaktionen hinreißen zu lassen (Dunning, 2005). Eine achtsame Haltung impliziert, präsent, präzise und unvoreingenommen zu beobachten „was da ist“ und dies als solches anzunehmen. Es ist ein Gegenkonzept zum „Multitasking“ Zustand, den wir alle gut kennen.
Das Training MBSR (Mindfulness – Based Stress Reduction) ist 1979 vom Molekularbiologen Prof. Jon Kabat-Zinn an der medizinischen Fakultät der Universität von Massachusetts (USA) entwickelt worden. MBSR fördert durch die systematische und alltagsbezogene Übung der Achtsamkeit einen bewussteren Umgang mit allen Erfahrungen im Leben, besonders auch mit Stress im Alltag.
„Achtsamkeit bedeutet sich dem unmittelbaren Augenblick mit einer nicht wertenden, annehmenden Haltung zuzuwenden, dem, was wir gerade tun, ohne in Grübeleien, Erinnerungen oder Zukunftsplanungen gefangen zu sein. Man ist einverstanden, mit dem, was gerade ist unabhängig davon, ob eine Situation gerade angenehm oder unangenehm ist.“
Jon Kabat-Zinn
Achtsamkeit – Relevanz für Führungskräfte: Interaktion und Achtsamkeit
Eine zentrale Aufgabe von Führungskräften besteht darin, mit Mitarbeitern und Kooperationspartnern zu interagieren und zu kommunizieren. Dies geschieht üblicherweise im Rahmen formeller Team-Besprechungen oder informeller Kontakte, bei Telefonaten oder beim Austausch über elektronische Medien (E-Mail, Video-Konferenz). Durch die Corona Einschränkungen und die teilweise Verlagerung der Kommunikation in den digitalen Raum ist dieser Punkt besonders wichtig. Positivfaktoren des Interaktions- und Kommunikationsverhaltens von Führungskräften sind Glaubwürdigkeit und Authentizität.
Aktuelle arbeitspsychologische Studien zufolge ist die wichtigste Bedingung für die Arbeitsmotivation von Mitarbeitern, dass Führung ein ehrliches Interesse am Wohlergehen der Belegschaft zeigen. Mitarbeiter sind vor allem dann unmotiviert und unzufrieden, wenn Führungskräfte nicht veritabel mit ihnen kommunizieren oder sich in einer Weise präsentieren, die ein sehr eingeschränktes und rein formal orientiertes Interaktionsverhalten erkennen lässt.
Für eine erfolgreiche Interaktion ist es daher essenziell ist, anderen zuhören zu können (Hackman und Johnson 2004). Dazu müssen Führungskräfte in der Lage sein, zumindest zeitweilig das eigene Ich bzw. persönliche Interessen in den Hintergrund zu stellen und sensibel und authentisch auf Belange von Mitarbeitern und Kooperationspartnern zu reagieren.
Zwei weitere Übungen für einen achtsameren Berufsalltag für Führungskräfte
Übungen zum Training der Achtsamkeit zielen darauf ab, den gegenwärtigen Moment zu eröffnen und die Wahrnehmung für sich und die eigene Umgebung zu schärfen. Achtsames Betrachten muss geübt sein und geht über Entspannung und Gelassenheit hinaus. Viel mehr werden die positiven Auswirkungen, welche sich daraus ergeben, fokussiert. Die bekannteste Achtsamkeitsübung ist die Meditation.
- Achtsame Mittagspause
- Nutzen Sie Ihre tägliche Mittagspause, um sich einen Moment voll Genuss zu schaffen.
- Dauer: täglich 1 Minute
- Achtsam am Arbeitsplatz
- Trainieren Sie ihre Konzentrationsfähigkeit in Ihrem Arbeitsumfeld.
- Dauer: täglich 2 Minuten
Übung 1: Achtsame Mittagspause
In dieser Woche bezieht sich Ihre Achtsamkeitsübung auf den achtsamen Umgang mit Ihrer Mittagspause. Nehmen Sie sich vor, mindestens eine der folgenden Übungen in Ihrer Mittagspause durchzuführen.
- Begeben Sie sich wie gewohnt in Ihre Mittagspause. Bevor Sie mit dem Essen beginnen, halten Sie kurz Inne und suchen Sie sich einen Bestandteil Ihres Essens heraus, den Sie achtsam genießen möchten. Dies kann der erste Bissen, eine bestimmte Zutat oder auch ein Getränk dabei sein. Ihre Aufgabe besteht nun darin den von Ihnen gewählten Bestandteil nacheinander mit all Ihren Sinnen wahrzunehmen. Wie sieht es aus? Wie riecht es? Wie fühlt es sich im Mund an? Wie schmeckt es? Wie fühlen Sie sich nach dieser kurzen, aber intensiven Genussübung?
- Nutzen Sie den Rückweg von Ihrer Mittagspause zu Ihrem Arbeitsplatz für einen achtsamen Spaziergang. Wichtig hierbei ist einzig die Frage worauf sie Ihre Achtsamkeit auf Ihrem Weg lenken wollen.
- Dies kann die Beschaffenheit des Untergrunds, über den Sie laufen, sein. Fühlen Sie einen Unterschied in ihren Füßen, wenn sich der Untergrund ändert?
- Es kann eine bestimmte Farbe, nach der sie auf Ihrem Weg suchen, sein. Nehmen Sie sich bspw. vor alle Dinge die grün sind kurz wahrzunehmen.
- Sie können sich auch auf die Vielzahl der Geräusche auf ihrem Weg konzentrieren. Wie viele unterschiedliche Geräusche nehmen sie wahr?
Empfehlung: Video Link Achtsamkeit und Genuss
Geschmackswerkstatt: https://www.youtube.com/watch?v=7TL0LbuA3aE
In dieser Video Empfehlung wird das Thema Achtsamkeit und Genuss beleuchtet. Nutzen sie die Hinweise und Anregungen für ihre Pausengestaltung.
Übung 2: Achtsam am Arbeitsplatz
In dieser Woche sollen Sie Ihren Arbeitsplatz als Ort der Achtsamkeit nutzen. Nehmen Sie sich bewusst Zeit, innezuhalten und Ihre Umgebung im Hier und Jetzt so zu beschreiben, als ob Sie sie zuvor noch nie wahrgenommen hätten. Falls Sie mögen, schließen Sie zu Beginn sanft Ihre Augen. Nehmen Sie eine aufrechte, würdevolle Haltung ein und beschreiben Sie konzentriert und nicht bewertend (annehmend) Ihre Eindrücke für zwei bis drei Minuten.
- Welche Gegenstände und Farben umgeben Sie?
- Welche Geräusche gelangen an Ihr Ohr?
- Welche Gerüche nehmen Sie wahr?
Sollten Sie bemerken, dass Sie gedanklich in die Zukunft oder Vergangenheit abschweifen, indem Sie sich an Situationen oder bevorstehende Aufgaben erinnern, holen Sie sich einfach wieder zu der achtsamen Wahrnehmungsübung zurück. Gönnen Sie sich diese Gedankenpause, mit den bevorstehenden Dingen können Sie sich im Anschluss beschäftigen.
Video Empfehlung: TED Talks zum Thema Achtsamkeit
Wann haben Sie das letzte Mal 10 Minuten lang absolut nichts getan? Nicht SMS schreiben, reden oder gar nachdenken? Der Achtsamkeitsexperte Andy Puddicombe beschreibt die transformative Kraft, genau das zu tun: Erfrischen Sie Ihren Geist 10 Minuten am Tag, indem Sie einfach achtsam sind und den gegenwärtigen Moment erleben. Schalten Sie gerne die deutschen Untertitel ein.
Weitere Inhalte auf Ted.com zum Thema Achtsamkeit
https://www.ted.com/search?q=mindfulness
https://www.youtube.com/watch?time_continue=40&v=WhcvAXG-lcU&feature=emb_logo