Einsamkeit während der Pandemie
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Die zur Virusbekämpfung empfohlene Reduzierung sozialer Kontakte kann nachweislich zu Einsamkeit führen, von welcher jede siebte Person in Deutschland ab 46 Jahren betroffen ist. Das zeigte das deutsche Alterssurvey, das im Sommer 2020 das Einsamkeitsempfinden von Personen zwischen 46 und 90 Jahren untersuchte. Die Ergebnisse zeigten, dass sich der Anteil sehr einsamer Menschen mit 14% um 1,5-mal im Vergleich zu den Vorjahren erhöht hat, unabhängig von Alter und Geschlecht.2 Auch in Großbritannien erhöhte sich die Einsamkeit der Menschen während der Pandemie. Über ein Drittel der Briten ist während der Pandemie manchmal bis oft von Einsamkeit betroffen.3
Die psychischen und physischen Folgen von Einsamkeit sind sehr weitreichend. Eine im letzten Jahr veröffentlichte israelische Studie konnte nachweisen, dass die Covid-19 bedingte Einsamkeit mit einem erhöhten Maß an psychischer Belastung und einer geringeren Lebensqualität verbunden war.4 Über ein Viertel der Briten entwickelte während Covid-19 eine allgemeine psychiatrische Störung.3 Darüber hinaus konnten die Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und depressiver Symptomatik5 sowie einem erhöhten Alzheimer-Risiko6 festgestellt werden.
Einsamkeit hat nicht allein Auswirkungen auf unsere Psyche, auch physische Erkrankungen wie chronische Entzündungen,7 ein erhöhter Blutdruck, Übergewicht oder Diabetes8 stehen nachweislich mit dem Einsamkeitserleben in Zusammenhang.
Die pandemiebedingte Reduzierung sozialer Kontakte findet über den privaten Kontext hinaus immer mehr Zuspruch im beruflichen Setting – beispielsweise durch Homeoffice. Einsamkeit am Arbeitsplatz kann zu einer Beeinträchtigung kognitiver Leistungen führen. Darüber hinaus kann Einsamkeit das Job-Engagement der Mitarbeitenden verringern, was mit weniger Zeit am Arbeitsplatz sowie geringerer arbeitsbezogene Freude definiert ist. Ein niedriges Job-Engagement hängt darüber hinaus positiv mit einer geringen Bindung an das Unternehmen zusammen, was wiederum mit einer niedrigeren Akzeptanz von organisationsverbundenen Zielen und Werten sowie der Bemühung, diese zu erreichen, assoziiert ist.9
Trotz der teilweise sehr schwerwiegenden Auswirkungen von Einsamkeit, wird diese selten gesellschaftlich als Bedrohung verstanden. Dies führt häufig zu einem stigmatisierten und schambehafteten Umgang mit Einsamkeit.2 Doch bereits durch kurze, lösungsorientierte Telefonsitzungen können Ängste, die in Zeiten der Einsamkeit aufkommen, reduziert werden.1
Darum haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, im Rahmen unseres Employee Assistance Program (EAP), Ihren Mitarbeitenden und Führungskräften zum Thema Einsamkeit, in Einhaltung der Anonymität, beratend zur Seite zu stehen. Wir kennen den psychologischen Bedarf von Menschen, die unter Einsamkeit leiden und freuen uns daher, Sie auf diesem Weg psychologisch zu begleiten. Unsere Sozialberatung basiert auf einem systemischen sowie verhaltenstherapeutischen Grundverständnis und bedient sich wissenschaftlich fundierten und alltagsnahen Tipps zur Verhinderung negativer Auswirkungen von Einsamkeit. Einen kurzen Einblick in die Methodenvielfalt der Prävention von Einsamkeit erhalten Sie im folgenden Artikel:10 https://doi.org/10.1017/S1041610220000988
Referenzen
1 Banerjee, D. & Rai, M. (2020). Social isolation in Covid-19: The impact of loneliness. International Journal of Social Psychiatry, 66(6), 525–527. https://doi.org/10.1177/0020764020922269
2 Huxhold, O., & Tesch-Römer, C. (2021). Einsamkeit steigt in der Corona-Pandemie bei Menschen im mittleren und hohen Erwachsenenalter gleichermaßen deutlich. (dza-aktuell: Deutscher Alterssurvey, 04/2021). Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-71693-0
3 Li, L. Z., & Wang, S. (2020). Prevalence and predictors of general psychiatric disorders and loneliness during COVID-19 in the United Kingdom. Psychiatry research, 291, 113267. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2020.113267
4 Horesh, D., Kapel Lev-Ari, R., & Hasson-Ohayon, I. (2020). Risk factors for psychological distress during the COVID-19 pandemic in Israel: Loneliness, age, gender, and health status play an important role. British Journal of Health Psychology, 25(4), 925-933. https://doi.org/10.1111/bjhp.12455
5 Beutel, M. E., Klein, E. M., Brähler, E., Reiner, I., Jünger, C., Michal, M., ... & Tibubos, A. N. (2017). Loneliness in the general population: prevalence, determinants and relations to mental health. BMC psychiatry, 17(1), 97. https://link.springer.com/content/pdf/10.1186/s12888-017-1262-x.pdf
6 Cacioppo, J. T. & Hawkley, L.C. (2009). Wahrgenommene soziale Isolation und Kognition. Trends in cognitive sciences, 13(10), 447-454. https://doi.org/10.1016/j.tics.2009.06.005
7 Koyama, Y., Nawa, N., Yamaoka, Y., Nishimura, H., Sonoda, S., Kuramochi, J., ... & Fujiwara, T. (2021). Interplay between social isolation and loneliness and chronic systemic inflammation during the COVID-19 pandemic in Japan: Results from U-CORONA study. Brain Behavior and Immunity, 94,51-59. https://doi.org/10.1016/j.bbi.2021.03.007
8 Petitte, T., Mallow, J., Barnes, E., Petrone, A., Barr, T., Theeke, L. (2015): A systematic review of loneliness and common chronic physical conditions in adults. Open Psychology Journal, 8, S. 113-132. https://dx.doi.org/10.2174%2F1874350101508010113
9 Jung, H. S., Song, M. K., & Yoon, H. H. (2021). The Effects of Workplace Loneliness on Work Engagement and Organizational Commitment: Moderating Roles of Leader-Member Exchange and Coworker Exchange. Sustainability, 13(2), 948. https://doi.org/10.3390/su13020948
10 Hwang, T., Rabheru, K., Peisah, C., Reichman, W. & Ikeda, M. (2020). Einsamkeit und soziale Isolation während der COVID-19-Pandemie. Internationale Psychogeriatrie, 32(10), 1217-1220. https://doi.org/10.1017/S1041610220000988