Die 9 wichtigsten Ziele der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen: Ein Leitfaden für Unternehmen

von Benjamin Pause

Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist seit 2013 eine gesetzliche Pflicht für alle Arbeitgeber in Deutschland. Doch was genau sind die Ziele dieser wichtigen Maßnahme? Viele Unternehmen führen die psychische Gefährdungsbeurteilung lediglich durch, um rechtliche Anforderungen zu erfüllen, ohne das volle Potenzial dieser systematischen Analyse zu erkennen.


In diesem Artikel erläutern wir die neun zentralen Ziele der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen und zeigen auf, wie Ihr Unternehmen von einer professionellen Umsetzung profitieren kann. Dabei gehen wir über die reine Compliance hinaus und
beleuchten die strategischen Vorteile für Mitarbeitergesundheit, Produktivität und Unternehmenskultur.

Was ist eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen?
Bevor wir uns den konkreten Zielen widmen, ist es wichtig zu verstehen, was eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen eigentlich ist. Nach § 5 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) sind Arbeitgeber verpflichtet, alle Gefährdungen am Arbeitsplatz zu ermitteln und zu beurteilen – seit 2013 explizit auch psychische Belastungen. Psychische Belastungen entstehen durch verschiedene Faktoren der Arbeitsgestaltung, wie beispielsweise häufige Störungen und Unterbrechungen im Arbeitsprozess, hohen
Zeit- und Termindruck, fehlende Arbeitsmittel oder ständige Erreichbarkeit. Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen Belastung und Beanspruchung: Während Belastung die objektiven Einwirkungen der Arbeit auf den Menschen beschreibt, ist Beanspruchung
die individuelle Reaktion darauf. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen zielt darauf ab, diese arbeitsbedingten Faktoren systematisch zu identifizieren, zu bewerten und entsprechende Präventionsmaßnahmen zu entwickeln. Dabei geht es nicht um die Beurteilung einzelner Mitarbeiter oder deren psychische Verfassung, sondern um die Analyse der Arbeitsbedingungen und deren potenzielle Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

Die 9 zentralen Ziele der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen

1. Erkennen und Verringerung der arbeitsbedingten Belastungen

Das primäre Ziel jeder Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist die systematische Identifikation von Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz. Dazu gehören verschiedene Bereiche der Arbeitsgestaltung:

Arbeitsinhalt und Arbeitsaufgabe: Monotonie, unvollständige Tätigkeiten, Über- oder Unterforderung können erhebliche psychische Belastungen verursachen. Eine gut durchgeführte Gefährdungsbeurteilung deckt solche Problembereiche auf und ermöglicht gezielte Verbesserungen der Arbeitsgestaltung.

Arbeitsorganisation: Hierzu zählen Arbeitszeit, Arbeitsablauf, Kommunikation und Kooperation. Schichtarbeit, ständige Erreichbarkeit oder unklare Verantwortlichkeiten können zu erheblichen Belastungen führen. Durch die systematische Analyse können
Unternehmen diese Faktoren optimieren und eine gesündere Arbeitsorganisation schaffen.

Soziale Beziehungen: Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, fehlende soziale Unterstützung oder ein schlechtes Betriebsklima belasten Mitarbeiter erheblich. Die Gefährdungsbeurteilung hilft dabei, solche sozialen Belastungsfaktoren zu erkennen
und Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas zu entwickeln.

Arbeitsumgebung: Lärm, Beleuchtung, räumliche Enge oder ergonomische Mängel können nicht nur körperliche, sondern auch psychische Belastungen verursachen. Eine umfassende Beurteilung berücksichtigt auch diese physischen Faktoren und deren
Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden.

2. Stärkung von inter- und intrapersonellen Ressourcen
Ein oft übersehenes, aber äußerst wichtiges Ziel der Gefährdungsbeurteilung ist die Identifikation und Stärkung vorhandener Ressourcen. Ressourcen sind Faktoren, die dabei helfen, Belastungen zu bewältigen und die Gesundheit zu erhalten. Intrapersonelle Ressourcen umfassen individuelle Fähigkeiten und Eigenschaften wie Selbstwirksamkeit, Problemlösefähigkeiten oder Stressresistenz. Durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen, Coaching oder Gesundheitsprogramme können diese
persönlichen Ressourcen gestärkt werden. Interpersonelle Ressourcen beziehen sich auf soziale Unterstützung durch Kollegen,
Vorgesetzte oder das Unternehmen insgesamt. Dazu gehören funktionierende Kommunikationsstrukturen, Teamzusammenhalt, Führungsqualität und eine unterstützende Unternehmenskultur. Die Gefährdungsbeurteilung hilft dabei, sowohl vorhandene Ressourcen zu identifizieren als auch Bereiche zu erkennen, in denen Ressourcen aufgebaut oder gestärkt werden
können. Dies führt zu einer ausgewogeneren Betrachtung, die nicht nur Probleme aufzeigt, sondern auch Stärken und Potenziale des Unternehmens hervorhebt.

3. Erhöhung der Arbeitszufriedenheit, der Motivation und der Leistungsfähigkeit
Zufriedene und motivierte Mitarbeiter sind das Fundament jedes erfolgreichen Unternehmens. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen trägt maßgeblich dazu bei, die Faktoren zu identifizieren, die Arbeitszufriedenheit und Motivation
beeinflussen. Arbeitszufriedenheit entsteht durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anforderungen und Ressourcen, klare Aufgaben und Ziele, angemessene Entlohnung und Wertschätzung sowie Entwicklungsmöglichkeiten. Wenn die
Gefährdungsbeurteilung Defizite in diesen Bereichen aufdeckt, können gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitszufriedenheit entwickelt werden. Motivation wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter Autonomie,
Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit. Eine systematische Analyse der psychischen Belastungen kann aufzeigen, wo diese motivationsfördernden Faktoren gestärkt werden können. Leistungsfähigkeit hängt eng mit dem psychischen Wohlbefinden zusammen. Überlastung, Stress und unklare Erwartungen können die Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Durch die Identifikation und Reduzierung solcher Belastungsfaktoren können Unternehmen die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter nachhaltig steigern.

4. Steigerung der Qualität und Produktivität
Ein direkter Zusammenhang besteht zwischen psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz und der Qualität der Arbeitsergebnisse sowie der Produktivität. Psychische Belastungen können zu Konzentrationsproblemen, erhöhter Fehlerrate und verringerter
Arbeitsgeschwindigkeit führen. Qualitätsverbesserung durch psychische Gefährdungsbeurteilung erfolgt auf mehreren
Ebenen:

Weniger gestresste Mitarbeiter machen weniger Fehler, können sich besser konzentrieren und sind aufmerksamer für Details. Zudem führt eine bessere Arbeitsorganisation zu klareren Prozessen und weniger Störungen, was sich direkt auf
die Qualität der Arbeitsergebnisse auswirkt. Produktivitätssteigerung ist ein natürlicher Nebeneffekt verbesserter Arbeitsbedingungen. Wenn Belastungsfaktoren wie ständige Unterbrechungen, unklare Kommunikation oder mangelnde Ressourcen reduziert werden, können Mitarbeiter effizienter arbeiten. Gleichzeitig führt eine höhere Motivation zu einer besseren Arbeitsleistung. Studien zeigen, dass Unternehmen, die systematisch in die psychische Gesundheit ihrer
Mitarbeiter investieren, eine Rendite von bis zu 4:1 erzielen können. Jeder Euro, der in Präventionsmaßnahmen investiert wird, spart langfristig vier Euro durch reduzierte Krankheitskosten, geringere Fluktuation und höhere Produktivität.


5. Verringerung von Arbeitsausfallzeiten
Psychische Erkrankungen sind mittlerweile eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Laut dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse entfallen etwa 17% aller Fehltage auf psychische Erkrankungen, mit
steigender Tendenz. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention solcher Ausfälle.

Präventive Wirkung: Durch die frühzeitige Identifikation von Belastungsfaktoren können Unternehmen präventiv handeln, bevor sich psychische Probleme zu manifesten Erkrankungen entwickeln. Dies ist nicht nur für die betroffenen Mitarbeiter von Vorteil, sondern reduziert auch die Kosten für das Unternehmen erheblich.

Früherkennung von Risikofaktoren: Die systematische Analyse hilft dabei, Arbeitsplätze und Tätigkeiten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen bergen. Durch gezielte Maßnahmen können diese Risiken minimiert
werden, bevor sie zu Ausfallzeiten führen.

Reduzierung von Langzeitausfällen: Psychische Erkrankungen führen oft zu längeren Ausfallzeiten als körperliche Beschwerden. Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen liegt bei etwa 36 Tagen. Durch
präventive Maßnahmen können solche Langzeitausfälle vermieden oder zumindest reduziert werden.

Wirtschaftlicher Nutzen: Die Kosten für Arbeitsausfälle sind erheblich. Neben den direkten Kosten für Lohnfortzahlung entstehen indirekte Kosten durch Vertretungsregelungen, Mehrarbeit anderer Mitarbeiter und mögliche Qualitätseinbußen. Eine effektive Gefährdungsbeurteilung kann diese Kosten deutlich reduzieren.


6. Einbeziehung der Beschäftigten und Erhöhung ihrer Bindung ans Unternehmen

Die partizipative Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist nicht nur methodisch sinnvoll, sondern trägt auch zur Stärkung der Mitarbeiterbindung bei. Wenn Beschäftigte aktiv in den Prozess einbezogen werden, fühlen sie sich
wertgeschätzt und ernst genommen.

Partizipation als Wertschätzung: Die Einbeziehung der Mitarbeiter in die Gefährdungsbeurteilung signalisiert, dass ihre Meinung und ihre Erfahrungen wichtig sind. Dies stärkt das Gefühl der Wertschätzung und kann die emotionale Bindung an das
Unternehmen erhöhen.

Verbesserung der Kommunikation: Der Prozess der Gefährdungsbeurteilung schafft neue Kommunikationskanäle zwischen Mitarbeitern und Führungskräften. Probleme und Verbesserungsvorschläge können offen diskutiert werden, was zu einer besseren
Arbeitsatmosphäre beiträgt.

Erhöhung der Identifikation: Wenn Mitarbeiter sehen, dass ihre Anregungen ernst genommen und umgesetzt werden, steigt ihre Identifikation mit dem Unternehmen. Sie werden zu aktiven Gestaltern ihrer Arbeitsumgebung und übernehmen mehr Verantwortung.

Reduzierung der Fluktuation: Unternehmen mit hoher Mitarbeiterbindung haben deutlich geringere Fluktuationsraten. Die Kosten für die Neueinstellung und Einarbeitung von Mitarbeitern sind erheblich – sie können bis zu 150% des Jahresgehalts
der ausscheidenden Person betragen. Eine starke Mitarbeiterbindung durch partizipative Prozesse kann diese Kosten deutlich reduzieren.


7. Einbeziehung der Führungskräfte und Stärkung ihres Bewusstseins für psychische Gesundheit
Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Sie beeinflussen durch ihren Führungsstil, ihre Kommunikation und ihre Entscheidungen maßgeblich das Arbeitsklima und die Belastungssituation ihrer Teams.


Sensibilisierung für psychische Belastungen: Viele Führungskräfte sind sich der Auswirkungen ihres Verhaltens auf die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter nicht bewusst. Die Gefährdungsbeurteilung kann dazu beitragen, dieses Bewusstsein zu
schärfen und Führungskräfte für die Bedeutung psychischer Gesundheit zu
sensibilisieren.

Entwicklung von Führungskompetenzen: Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung können spezifische Schulungen für Führungskräfte entwickelt werden, die ihnen helfen, gesundheitsförderlich zu führen. Dazu gehören Themen wie Kommunikation,
Konfliktmanagement, Stressmanagement und die Erkennung von Warnsignalen bei
Mitarbeitern.


Vorbildfunktion: Führungskräfte haben eine wichtige Vorbildfunktion. Wenn sie selbst auf ihre psychische Gesundheit achten und offen mit dem Thema umgehen, schaffen sie eine Kultur, in der psychische Gesundheit als wichtig angesehen wird.

Verbesserung der Führungsqualität: Die Erkenntnisse aus der Gefährdungsbeurteilung können dazu genutzt werden, die Führungsqualität im Unternehmen systematisch zu verbessern. Dies führt nicht nur zu einer besseren psychischen Gesundheit der
Mitarbeiter, sondern auch zu besseren Arbeitsergebnissen und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit.


8. Langfristige Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens bei der Arbeit


Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist kein einmaliger Prozess, sondern sollte regelmäßig wiederholt und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dadurch können langfristige Verbesserungen der Gesundheit und des Wohlbefindens
am Arbeitsplatz erreicht werden.

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess: Durch regelmäßige Wiederholung der Gefährdungsbeurteilung können Unternehmen die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen überprüfen und bei Bedarf anpassen. Dies führt zu einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der langfristig zu besseren Arbeitsbedingungen führt.

Präventive Gesundheitsförderung: Die Gefährdungsbeurteilung ermöglicht es, von einer reaktiven zu einer proaktiven Herangehensweise zu wechseln. Anstatt erst zu handeln, wenn Probleme auftreten, können Unternehmen präventiv Maßnahmen
ergreifen, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern.

Ganzheitlicher Ansatz: Eine umfassende Gefährdungsbeurteilung betrachtet nicht nur einzelne Belastungsfaktoren, sondern das gesamte Arbeitsumfeld. Dies ermöglicht einen ganzheitlichen Ansatz zur Gesundheitsförderung, der verschiedene Aspekte der
Arbeitsgestaltung berücksichtigt.

Nachhaltigkeit: Durch die systematische und kontinuierliche Herangehensweise werden nachhaltige Verbesserungen erreicht, die nicht nur kurzfristige Effekte haben, sondern langfristig zu einer gesünderen Arbeitsumgebung beitragen.

9. Kulturentwicklung "Gesundes Unternehmen"
Das übergeordnete Ziel der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist die Entwicklung einer Unternehmenskultur, die Gesundheit und Wohlbefinden als zentrale Werte betrachtet. Eine solche Kultur bringt zahlreiche Vorteile mit sich und trägt zum
langfristigen Erfolg des Unternehmens bei.


Kulturwandel: Die systematische Beschäftigung mit psychischen Belastungen kann einen Kulturwandel im Unternehmen anstoßen. Gesundheit wird nicht mehr als Privatangelegenheit der Mitarbeiter betrachtet, sondern als gemeinsame Verantwortung
von Unternehmen und Beschäftigten.

Wertschätzung der Mitarbeiter: Eine Kultur der Gesundheit signalisiert den Mitarbeitern, dass sie als Menschen und nicht nur als Arbeitskräfte wertgeschätzt werden. Dies stärkt die emotionale Bindung an das Unternehmen und die Motivation.

Attraktivität als Arbeitgeber: Unternehmen, die sich glaubwürdig für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter einsetzen, sind als Arbeitgeber attraktiver. In Zeiten des Fachkräftemangels kann dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.

Positive Außenwirkung: Eine Kultur der Gesundheit wirkt sich auch auf das Image des Unternehmens nach außen aus. Kunden, Partner und die Öffentlichkeit nehmen Unternehmen positiver wahr, die sich für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter einsetzen.

Nachhaltiger Unternehmenserfolg: Unternehmen mit einer starken Gesundheitskultur sind langfristig erfolgreicher. Sie haben motiviertere Mitarbeiter, geringere Fluktuationsraten, weniger Ausfallzeiten und eine höhere Produktivität.

Praktische Umsetzung: Wie erreichen Sie diese Ziele? Die Kenntnis der Ziele ist nur der erste Schritt. Entscheidend ist die professionelle Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Hier sind die wichtigsten Schritte für eine erfolgreiche Durchführung:

1. Vorbereitung und Planung Bildung eines Steuerkreises: Etablieren Sie ein interdisziplinäres Team aus Führungskräften, Personalvertretern, Sicherheitsfachkräften und Betriebsärzten. Dieses Team koordiniert den gesamten Prozess und stellt sicher, dass alle relevanten Perspektiven berücksichtigt werden.

Kommunikationsstrategie: Entwickeln Sie eine umfassende Kommunikationsstrategie, um alle Mitarbeiter über Ziele, Ablauf und Nutzen der Gefährdungsbeurteilung zu informieren. Transparenz und offene Kommunikation sind entscheidend für den Erfolg.


Ressourcenplanung: Stellen Sie ausreichende zeitliche und personelle Ressourcen für die Durchführung bereit. Eine oberflächliche Bearbeitung verfehlt die Ziele und kann sogar kontraproduktiv sein.

2. Systematische Ermittlung
Wissenschaftlich fundierte Methoden: Nutzen Sie bewährte arbeitspsychologische Instrumente, die den Kriterien der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) entsprechen. Dazu gehören standardisierte Fragebögen, strukturierte Interviews
und Beobachtungsverfahren.

Ganzheitliche Betrachtung: Berücksichtigen Sie alle vier Bereiche psychischer Belastungen: Arbeitsinhalt, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen und Arbeitsumgebung. Nur eine umfassende Analyse kann alle relevanten Belastungsfaktoren erfassen.

Zielgruppenspezifische Herangehensweise: Verschiedene Bereiche und Hierarchieebenen können unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt sein. Berücksichtigen Sie diese Unterschiede in Ihrer Analyse.

3. Maßnahmenentwicklung und -umsetzung

Verhältnis- und Verhaltensprävention: Entwickeln Sie sowohl Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen (Verhältnisprävention) als auch zur Stärkung individueller Kompetenzen (Verhaltensprävention).

Priorisierung: Nicht alle identifizierten Probleme können gleichzeitig angegangen werden. Priorisieren Sie Maßnahmen nach Dringlichkeit, Machbarkeit und erwarteter Wirkung.

Partizipative Umsetzung: Beziehen Sie die Mitarbeiter aktiv in die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen ein. Dies erhöht die Akzeptanz und die Erfolgswahrscheinlichkeit.

4. Evaluation und kontinuierliche Verbesserung

Wirksamkeitskontrolle: Überprüfen Sie nach 12-16 Monaten die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen. Dies kann durch eine erneute Befragung oder andere Evaluationsmethoden erfolgen.

Anpassung und Weiterentwicklung: Basierend auf den Evaluationsergebnissen sollten Maßnahmen angepasst oder neue entwickelt werden. Die Gefährdungsbeurteilung ist ein kontinuierlicher Prozess.

Dokumentation: Dokumentieren Sie den gesamten Prozess sorgfältig. Dies ist nicht nur rechtlich erforderlich, sondern hilft auch bei der kontinuierlichen Verbesserung.

Häufige Herausforderungen und Lösungsansätze:

Widerstand gegen die Gefährdungsbeurteilung

Problem: Mitarbeiter oder Führungskräfte stehen der Gefährdungsbeurteilung skeptisch gegenüber oder befürchten negative Konsequenzen.

Lösung: Umfassende Aufklärung über Ziele und Nutzen, Betonung der Vertraulichkeit und des präventiven Charakters, Einbeziehung von Meinungsführern als Multiplikatoren.

Mangelnde Ressourcen


Problem: Zeitliche oder personelle Ressourcen für eine umfassende Durchführung fehlen.


Lösung: Stufenweise Umsetzung, externe Unterstützung durch spezialisierte Beratungsunternehmen, Integration in bestehende Prozesse des Arbeitsschutzes.

Oberflächliche Durchführung
Problem: Die Gefährdungsbeurteilung wird nur pro forma durchgeführt, ohne echte Verbesserungen anzustreben.


Lösung: Klare Zielsetzung, Einbindung der Geschäftsführung, regelmäßige Erfolgskontrolle, Kommunikation der erreichten Verbesserungen.

Unklare Zuständigkeiten
Problem: Es ist nicht klar, wer für welche Aspekte der Gefährdungsbeurteilung verantwortlich ist.


Lösung: Klare Rollen- und Verantwortungsverteilung, Benennung eines Projektverantwortlichen, regelmäßige Abstimmung im Steuerkreis.

Der Return on Investment: Warum sich die Gefährdungsbeurteilung lohnt
Viele Unternehmen betrachten die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen primär als Kostenfaktor. Dabei übersehen sie das erhebliche Potenzial für positive wirtschaftliche Effekte:

Reduzierte Krankheitskosten: Weniger psychisch bedingte Ausfälle führen zu direkten Einsparungen bei Lohnfortzahlungen und Vertretungskosten.

Geringere Fluktuation: Eine bessere Arbeitsatmosphäre reduziert die Mitarbeiterfluktuation und spart Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung.

Weniger Arbeitsunfälle: Psychische Belastungen erhöhen das Risiko für Arbeitsunfälle. Ihre Reduzierung führt zu weniger Unfällen und geringeren Versicherungskosten.

Höhere Produktivität: Motivierte und gesunde Mitarbeiter arbeiten effizienter und qualitativ hochwertiger.

Bessere Kundenbeziehungen: Zufriedene Mitarbeiter gehen freundlicher und kompetenter mit Kunden um, was zu besseren Kundenbeziehungen führt.

Innovationskraft: Ein positives Arbeitsklima fördert Kreativität und Innovationsbereitschaft der Mitarbeiter.

Arbeitgeberattraktivität: Unternehmen mit einer guten Reputation als Arbeitgeber können leichter qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und halten.

Zukunftsfähigkeit: Unternehmen, die frühzeitig in die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren, sind besser für zukünftige Herausforderungen gerüstet.

Compliance: Eine professionelle Gefährdungsbeurteilung schützt vor rechtlichen Problemen und möglichen Haftungsrisiken.
Nachhaltigkeit: Gesunde Mitarbeiter sind die Basis für nachhaltigen Unternehmenserfolg in einer sich wandelnden Arbeitswelt.

Fazit: Die Gefährdungsbeurteilung als Investition in die Zukunft
Die neun Ziele der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen zeigen deutlich, dass es sich dabei um weit mehr als eine lästige Pflichtübung handelt. Eine professionell durchgeführte Gefährdungsbeurteilung ist eine strategische Investition in die
Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens. Die systematische Analyse und Verbesserung der psychischen Arbeitsbedingungen führt
zu messbaren Verbesserungen in verschiedenen Bereichen: von der Mitarbeitergesundheit über die Produktivität bis hin zur Unternehmenskultur. Die Kosten für eine professionelle Durchführung amortisieren sich in der Regel bereits nach
kurzer Zeit durch die erzielten Einsparungen und Verbesserungen. Besonders wichtig ist dabei die ganzheitliche Herangehensweise: Alle neun Ziele sind miteinander verknüpft und verstärken sich gegenseitig. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen führt zu zufriedeneren Mitarbeitern, was wiederum die Produktivität steigert und die Unternehmenskultur positiv beeinflusst.

Ihr nächster Schritt: Professionelle Unterstützung
Die Durchführung einer wirklich effektiven Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen erfordert spezielle Expertise und Erfahrung. Als spezialisiertes Institut für Arbeitspsychologie unterstützen wir Sie dabei, alle neun Ziele erfolgreich zu erreichen.
Unser Ansatz basiert auf wissenschaftlich fundierten Methoden und langjähriger praktischer Erfahrung. Wir begleiten Sie von der ersten Planung über die Durchführung bis hin zur Evaluation und kontinuierlichen Weiterentwicklung.

Unsere Leistungen umfassen:

  1. Individuelle Beratung und Konzeptentwicklung
  2. Wissenschaftliche Ermittlung mit bewährten arbeitspsychologischen Instrumenten
  3. Partizipative Durchführung unter Einbeziehung aller relevanten Akteure
  4. Entwicklung maßgeschneiderter Interventionsmaßnahmen
  5. Evaluation und kontinuierliche Begleitung
  6. Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeiter

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und erfahren Sie, wie Sie die Ziele der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in Ihrem Unternehmen erfolgreich umsetzen können. Gemeinsam entwickeln wir ein Konzept, das zu Ihrer spezifischen Situation passt und nachhaltige Verbesserungen bewirkt.

Über das DPG Institut:
Das DPG Institut ist spezialisiert auf die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen und die Entwicklung gesunder Arbeitsplätze. Mit unserem wissenschaftlich fundierten Ansatz und unserer langjährigen Erfahrung unterstützen wir
Unternehmen dabei, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern und gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.

Dieser Artikel wurde vom DPG Institut erstellt und basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie praktischen Erfahrungen aus zahlreichen Projekten zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen.